Donnerstag, 11. Juni 2009

Raawwwrrrr *schnürrr*
















The Tiger is back
(mal wieder)



Tom Jones, bekannt als personifizierter Sexgott mit Brustbehaarung, hat, nach einer eher "stillen" Phase (2002 Album Mr. Jones, 2004 Album Tom Jones & Jools Holland), wieder etwas neues auf den Markt gebracht: Tom Jones - 24 Hours. Gut, neu ist bei Tom Jones hin und wieder wenig - denn wo andere sich an Beats fremder Künstler vergreifen, oder mal eben (ganz Timbaland) ganze Grundmelodien, die ein veralteter Rechner ausspucken konnte, klauen, da bedient sich Tom, ganz offen und ehrlich, des gesamten Liedes und verpasst ihm seinen typischen Klang.
Der Tiger darf das, weil er es immerhin auch kann (im starken Gegensatz zu einigen neuzeitlichen "Coverversionen", bei denen die Produktion ein Wunder, der Verkauf eine Belästigung und der Besitz geschmacklich strafbar sind).

Hier hat er aber nun wieder etwas "eigenes" auf die Beine gestellt (sollte ich irren - melden!). Ganz still und leise, ohne den Trubel, den eine neue Platte von Madonna, z.B., einheimst, kam es auf den Markt. Ob dies nun von der Selbstsicherheit der Plattenfirma her rührt ("Werbung, für Mr. Jones?"), oder einfach nur mal wieder eine Stilblüte der suizidalen Ausrichtung der Musikindustrie - interessiert mich nicht einmal ansatzweise. Mich interessiert nur diese silbrige Scheibe, die ich da in meinen Fingern halte und, genau wie die Placebo, in erster Instanz markiere.
Sie ist mein, soweit es das deutsche Medienschutzgesetz, die Lizenzbestimmungen und der Anstand zulassen.
Ich liebe dieses Gefühl.

Eingelegt, zurückgelehnt und aus reiner Neugierde das Review von laut.de nebenbei durchgelesen: "Sachte Orgelklänge korrespondieren mit dynamischen, entschlossen Drums"

Hört sich fies an, könnte was ernstes sein, oder einfach nur der Einzug des Bullshit-Bingo in den "professionellen" Journalismus von laut.de (na, wer findet das Niveau in den Kommentaren? Nein, nicht zum Einreiben).

Egal, ich lausche den Klängen meines alten Helden, dem ich (das muss ich zugeben) gerne ähnlich sehen würde - mal ganz ehrlich; wer möchte nicht Zöpfe in seine eigenen Brusthaare flechten können?
Das erste Lied läuft noch einmal durch - in meinem Kopfkino. Hat Tom sich wirklich etwas, äh, keuchend angehört? Gut, die Platte ist, wie so ziemlich alle neuen Scheiben, hochgedreht bis zum geht nicht mehr (DR kommt noch, das Gehör schreit aber schon), aber der Tiger klingt eher nach COPD & Asthma bronchiale, als nach Backstage-Orgien. Hatte er zuletzt ein Tracheostoma? Intubiert mit Größe Gartenschlauch?
Verschmerzen wir es einmal vorerst. Der erste Track gefällt gerade noch so, nicht zuletzt weil er ein Anachronismus ist. Wie auch die Platte selbst.
Austin Powers springt in viel zu enger Bekleidung gerade in meinem Kopfkino hin und her, während mein Geist sich die Möglichkeiten der freien Liebe, des ungeschützten (aber, bis auf hin und wieder etwas Penicillin, sicheren) Sex und der erleichterten Versorgung mit BTM Verstößen befasst.

War Tom Jones damals eigentlich Oma & Opa Musik? Nein, denn der Mann hat wahrscheinlich mehr Frauen in die Künste der Liebe eingeführt, als ein Meerschweinchen in seinem äußerst fruchtbaren Leben Kinder gezeugt.

Eben diese Energie kommt auch wieder - Track 3 We got love.
Nein, es brummt nicht dass die Boxen glühen (dank des "weitreichenden" dynamischen Klangs brutale Realität), es ist seine Stimme. Befreit vom gröbsten Ächzen und wieder angenehm soulig. Die Musik ist leicht, unbeschwert und so tiefgehend wie Lady Gaga attraktiv. Er ist nicht gerade für ausgefallene Texte bekannt, aber er kann schwofen.

Jeden einzelnen Titel nun durchgehen? Nein, das würde den Spass verderben. Es sei nur gesagt: Den ersten Track sollte man nicht als Schockerlebnis empfinden - es wird besser, viel besser.
Man merkt dem Tiger zwar ein wenig die Jahre an, aber er hat immer noch mehr Biss, mehr Energie und immer noch dickere Cojones als ein Großteil der neuen Liga.

Das Album hat eine ganz klare Aussage: Sich treu bleiben, aber nicht langweilig werden.
Man kann zu der Musik tanzen, den Garten umgraben und sich, in Selbstmitleid versinkend, die Flasche zur Gemüte führen. Eine Scheibe, für 24 h Leben.

Kurz: Kaufempfehlung!
Wertung: 4/5

DR sagt

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